Alfons Söllner (ed.), Zur Archäologie der Demokratie in Deutschland,
Bd. 2: Analysen von politischen Emigranten im amerikanischen Aussenministerium, 1946-1949
(Frankfurt am Main: Fischer, 1986)

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Some excerpts regarding Herbert Marcuse:

  • 12: Marcuse was responsible for: US Zone; De-Nazification Policies; Nazis and Reaction; PoliticalParties-Socialist Party
  • 13: Trio Marcuse-Neumann-Kirchheimer, esp. Neumann, set the tone for the Germany studies
  • 24f, interview with Eugene Anderson: "Marcuse z.B. war sowohl kompetent für die Denkformationen der Deutschen, aber auch dafür, was die Nazis daraus machten, Franz war Experte für Arbeitsorganisation, aber auch für Theorien, für Ökonomie und Sozialstruktur usw.
    26: "Praktisch gesehen, waren sie doch keine Marxisten, sicherlich nicht Marcuse, dessen späteres philosophisches Werk, sagen wir der Eindimensionale Mensch, doch geradezu eine Zurückweisung des Marxismus ist."
    32: Und was Marcuse betrifft, nun auch er rückte vom Marxismus ab und orientierte sich am westlichen Denken--ich muss allerdings gestehen, dass ich seine spüteren Schriften nicht mehr verfolgte. Er wurde ja dann sehr berühmt, und trotzdem blieb er so bescheiden, er war ein wundervoller Mensch. Aber alle waren sie wundervolle Menschen, auch Kirchheimer, zu dem wir weniger Kontakt hatten, und ganz besonders Hans Meyerhoff."
  • 36, interview with John Herz: "Und ich stehe da nicht alleine: als Marcuse sein "Soviet Marxism" veröffentlicht hatte, war man in der Soviet Union natürlich wütend und bezeichnete ihn als Mitglied das amerikanischen Geheimdienstes, lies: CIA. Derselbe Unsinn! Die Forschung, die wir da machten, hatte nichts Geheimes an sich--natürlich durfte der militärische Gegner nichts erfahren--, im Gegenteil: die Resultate sollten an die Öffentlichkeit derer gelangen, die sich dann mit der Besetzung, der Redemokratisierung usf. befassten. Je mehr sie davon erfuhren, desto besser."
  • 47, interview with H. Stuart Hughes, La Jolla, Dec. 1983: "Die central European Section war nach wie vor einflussreich, teils wegen der Bedeutung, die Deutschland für die amerikanische Aussenpolitik hatte, teils aber auch wegen des Talents der Mitarbeiter--sie waren so hoch qualifiziert, dass sie in dieser Hinsicht dden obersten Rang hätten einnehmen müssen. Das individuelle Prestige von Leuten wie Neumann oder Marcuse war ausserordentlich hoch."
    50: "Die allgemeine Einstellung, wie sie etwas von Franz Neumann, Herbert Marcuse, Hans Meyerhoff und mir geteilt wurde, war links von der organisierten sozialdemokratie. Wir waren verärgert über den Nationalismus eines Kurt Schumacher--ich habe einmal mit ihm gesprochen, ich mochte seine Haltung nicht."
    51: "Die Mentalität des Kalten Krieges war schon Anfang 1946 ganz deutlich vorhanden ... Die Bedingungen hatten sich verändert. Ich höre Marcuse und Kirchheimer noch heute sagen: Was kann man jetzt erwarten? War können wir noch tun? Und Neumann insistierte: Aber wir müssen etwas tun! doch wenn ich, der amerikanische Bürger, von ihm wissen wollte, was man tun könne, dann kam nicht viel, seine Empfehlungen blieben verwirrt, fragmentarisch und hilflos. Ich gleube, er wusste selbst nicht, was man tun konnte.
    55: "Meine eigene Meinung über Adenauer war so ambivalent wie die über de Gasperi: ich stimmte mit beiden nicht überein, aber beide waren erfolgreich mit ihren Konzepten einer konservativen Demokratie. Herbert Marcuse reagierte anders, er lachte nur und zeigte einen fröhlichen Zynismus. Aber Neumann hat wirklich gelitten ..."
    56: "Frage: Sie haben vorhin auf Herbert Marcuse verwiesen. Als ich 1978 die Gelegenheit hatte, ihn auf seine OSS-Zeit hin zu befragen, winkte er einfach nur ab. Er schien nichts mehr davon wissen zu wollen. Gleichzeitig blieb er in einem intensiven Austausch gerade mit dem ganz anderen Franz Neumann.
    Hughes: Was Sie sagen, scheint mir typisch für Herbert. Er hatte immer schon links von Franz Neumann gestanden. Wenn ich damals mehr über [57] die deutsche Geschichte gewusst hatte, so hatte ich bemerkt, dass er bei Rosa Luxemburg anzuknüpfen versuchte. Spater lachte er nur mehr iiber die amerikanische Politik, er war einfach nur herzlich zynisch. Er hatte das, was man einen buoyant pessimism nennen konnte. Ich erinnere mich an eine spatere Wahl, wo er sagte: es ist gleichgültig, wen du wahlst, sie sind alle gleich. Aber was mich fasziniert hatte, war, dass Marcuse 1942 nach Washington gegangen war und nicht nach Kalifornien mit Adorno und Horkheimer. Herbert war älter als Franz - und doch schien er immer der jüngere von beiden. Franz war ein so ausserordentlich starker und überzeugender Charakter, dass Herbert in seinem Schatten blieb - und tatsachlich kam er ja erst richtig heraus, als Franz tot war."
  • 57f, still Hughes interview: "Frage: Herr Hughes, ich mochte Ihnen abschliessend die Frage stellen, die ich fur mich selber beantworten muss, wenn ich den zweiten Band der Deutschlandstudien herausgebe: Wenn diese Jahre schon für eine Sackgasse der Emigrantenpolitik stehen, sind sie dann überhaupt wert, erinnert zu werden? Oder umgekehrt formuliert: Was halten Sie von der Annahme, von der ich im Titel der Edition ausging: dass man gerade die Sackgassen aufsuchen muss, urn die Geschichte kritisch anzueignen, und dass eine archäologische Methode geeignet sei, dies zu zeigen? Archäologische Geschichtsforschung hiesse: Ambivalenzen aufdecken, Zwischenstellungen aufzeigen, das im Vergeblichen verborgene Potential entbinden!
    Hughes: In der Tat, es war eine Sackgasse, es war müssig. Und doch ist es wert, erinnert zu werden. Ein Grund dafür ist, daB die Konstellation einmalig war: Ich kenne keine andere Gruppe von Emigranten, die so kontinuierliche und so bedeutende Forschung über das Land gemacht hat, aus dem sie stammten - vergessen Sie nicht die Reisen, die z. B. Neumann nach Deutschland gemacht hat. Einmalig war die Konstellation auch, wenn man meine Gruppe mit den anderen Sections vergleicht, etwa denen für Italien und Frankreich: nirgends war eine so hochkarätige und hochkonzentrierte Gruppe von Forschern am Werk. Ein zweiter Grund liegt im folgendem: wenn irgendjemand sich den Titel "ein anderes Deutschland" zulegen konnte, dann waren sie es - und das ist relevant. Sie hatten eine Vision, wie es heute, freilich unter ganz anderen Bedingungen und mit einem ganz anderen Inhalt, die Grünen haben. Ich habe grosse Sympathien für diese jungen Leute, die jetzt Stellung beziehen gegen die atomare Bewaffnung. Sehen Sie, meine Frau brachte es dieser Tage auf den Begriff. Ich verwies auf die drei grossen Themen: die atomare Bedrohung, die ökologische Frage und die Frauenfrage, und fragte sie: was hältst du davon? Sie antwortete: Das ist doch ganz einfach, sie protestierten alle gegen die Zerstörung der natürlichen, ökologischen und [58] moralischen Ordnung durch eine männer-dominierte Kultur. Sicherlich wäre es Unsinn zu sagen, dass in den Forschungsberichten dieser Emigranten darüber etwas zu finden wäre. Aber wenn man sich einmal vorstellt, sie wären noch am Leben--ich bin sicher, sie würden sich dafür interessieren. Und Marcuse tat es ja explizit. Being in between--das muss nicht eine Sackgasse bleiben!"

 

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