Zur Aktualität der Philosophie Herbert Marcuses
Veranstaltung am 17. Juli 2003 an der FU Berlin
Block 1
Peter Marcuse:
Wir haben uns hingesetzt, gerade als der erste Film lief. Ich sagte mir, ja ich erkenne doch diese Stimme. Ja, das war mein Vater.
Ich wollte mich eigentlich nur sehr kurz bedanken für die Möglichkeit, an der Freien Universität jetzt an dieser Veranstaltung mitwirken zu können. Für unsere ganze Familie, die hier anwesend ist, möchte ich der Universität für diese Möglichkeit danken.
Wir sind schon ein paar Tage hier und sind auf den Spuren unserer Geschichte. Wir waren am Rosa-Luxemburg-Denkmal, in Sachsenhausen, und es ist sehr spannend für uns.
Uns stellten sich viele Fragen, die wir diskutierten und wo uns noch Unklarheiten blieben.
Und ich nenne sie hier: Die erste ist, wie man das Persönliche und das Private trennt. How to distinguish the personal from the private. Mein Vater hatte immer sehr viel Wert darauf gelegt, dass das Private privat gehalten werden soll, aber er war auch mit seinen privaten Anliegen sehr offen. Und wie diese Beziehung laufen soll, ist mir nicht ganz klar.
Zweitens der Unterschied zwischen seinem Einfluss als Person und seinem Einfluss durch sein Denken.
Er war eine charismatische Figur. Was sind die Folgen von dem einen und dem anderen und wie kann man sie unterscheiden? Und was ist der Unterschied zwischen dem Sentimentalen und dem Emotionalen. Er war zum Teil auch sentimental, aber auch manchmal sehr emotional. Politische Fragen kamen bei unserem Besuch auch hoch. Das erste ist, wir wollten nicht, dass das Zurückbringen der Asche und die Sache mit der Urne, dass das historisierend wirkt in dem Sinne, dass das nur Geschichte ist. Wir wollten jetzt keine Nostalgieveranstaltung machen. Wir wollten mit der Rückführung von seinen Überresten keine Verniedlichung oder Verharmlosung. Wir meinen, dass er und sein Denken noch in einem Sinn gefährlich sein sollte.
Er hat den Kapitalismus als solchen in Frage gestellt, und diese Frage, finden wir, ist noch offen, ob Sozialismus noch etwas Lebendiges ist, oder nur Vergangenheit. Und ich freue mich, dass wir hier sind, weil Professor Gebauer uns versprochen hat, dass in dieser Veranstaltung solche Fragen beantwortet werden sollten. Auch darüberfreuen wir uns. Danke.